Ziemlich genau einen Monat ist es her, da bekamen die Handballerinnen der ISV die überraschende Nachricht, dass sie als Tabellendritter der abgebrochenen Oberliga-Saison noch die Chance bekommen, als Nachrücker in die 3. Liga aufzusteigen. Trainer Sascha Zaletel schätzt im Gespräch mit unserem Medienhaus die Liga und die Chancen seines Teams ein.
Wie lange hat es gedauert, bis Trainer und Team tatsächlich realisiert hatten, dass die ISV in die 3. Liga aufsteigt?
Sascha Zaletel: Die Anfrage kam genauso spontan wie überraschend für uns. Ab dem Moment der Entscheidung ging ein Ruck durch die Mannschaft, durch den Einstellung, Motivation und Bereitschaft wie auf Knopfdruck noch mal anstiegen. Die Mannschaft hat komplett realisiert, was da geschehen ist und ist zu einhundert Prozent bereit, sich der Aufgabe zu stellen. Auch innerhalb des Vereins herrscht eine Euphorie, die ich so in vielen Jahren ISV noch nicht erlebt habe. Da müsste man eigentlich täglich den Hut ziehen, um sich bei den ehrenamtlichen Helfern zu bedanken.
Wie groß ist der Leistungssprung von der Oberliga zur 3. Liga?
Zaletel: Der Unterschied ist in allen Bereichen extrem groß. Sowohl in der athletischen Ausbildung, als auch im Spieltempo und in der taktischen Ausrichtung der Teams. Wir werden den gehobenen Ansprüchen im Trainingsbetrieb Rechnung tragen, dennoch werden wir sicher einige Spiele brauchen, um uns komplett an die neue Liga zu gewöhnen.
Werden der Trainingsaufwand und die Trainingsintensität erhöht, damit die ISV sich auch in der 3. Liga etablieren kann?
Zaletel: Der Trainingsaufwand wird erhöht, sobald auch an den Wochenenden Trainings- und Testeinheiten möglich sind. Vor allem aber die Inhalte werden nochmal deutlich angepasst. Der große Vorteil im Vergleich zur letzten Saison ist aber, dass wir den Stamm an Leistungsträgerinnen zusammengehalten haben und somit auf ein Grundkorsett der Spielphilosophie aufbauen können. Somit können wir noch intensiver im athletischen Bereich arbeiten und unser Spieltempo forcieren.
Mit Denise Wöllmer und Anne Klostermann verlassen zwei Leistungsträgerinnen die ISV, mit Kristin Willemsen und Julia Schwietering gibt es zwei Neuzugänge. Sind die Kaderplanungen damit abgeschlossen?
Zaletel: Der Kader besteht aktuell aus zwölf Feldspielerinnen und drei Torfrauen, insgesamt ein sehr homogenes Gebilde. Da in der 3. Liga 16 Spielerinnen auf dem Spielberichtsbogen stehen dürfen, wären sogar noch ein oder zwei Plätze frei. Zum jetzigen Zeitpunkt steht der Kader, aber falls noch eine Spielerin auf dem Radar erscheint, werden wir die Personalsituation sicher noch mal überdenken.
Sie gehen in das elfte Jahr als Trainer der ISV-Damen, in dieser Zeit stieg die Mannschaft von der Kreisliga bis in die 3. Liga auf. Wo liegt das Geheimnis des Erfolges?
Zaletel: Ich hatte bisher in all den Jahren das große Glück, mit unfassbar talentierten Spielerinnen zusammenarbeiten zu dürfen. Da zudem der Austausch im Trainerteam immer kontrovers aber sehr fruchtbar war, passten einfach viele Bausteine zusammen. Wir haben es immer geschafft, die Stärken der vorhandenen Spielerinnen in eine adäquate Spielidee einzubinden.
Naturgemäß ist die Fluktuation von Spielerinnen innerhalb von elf Jahren groß. Wie schwer ist es, immer wieder junge Spielerinnen in das Team einzubauen?
Zaletel: Elf Jahre mit konstant identischem Kader zu arbeiten, wäre für beide Seiten aus meiner Sicht undenkbar. Die regelmäßig nachrückenden jungen Spielerinnen machen den wahren Reiz der Arbeit aus. Daher hätten wir auch in dieser Saison gern noch ein oder zwei ganz junge Spielerinnen in den Kader aufgenommen. Aus verschiedenen Gründen hat das aber diesmal nicht geklappt. Einigen war das Abenteuer 3. Liga dann wohl doch ein wenig zu abenteuerlich. Allerdings trainieren aktuell vier Nachwuchsspielerinnen der JSG regelmäßig bei uns mit, die nächste Generation steht also schon in den Startlöchern. Hoffen wir, dass sie weiterhin ausreichend Geduld und Aufnahmegabe mitbringen. Der Weg in den „gehobeneren“ Seniorenbereich ist jedenfalls lang, beschwerlich und mit vielen Entbehrungen gepflastert.
Gibt es einen großen Favoriten in der kommenden Drittliga-Saison?
Zaletel: Wir haben mit dem TV Aldekerk (Staffel West) und dem TV Hannover-Badenstedt (Nord) gleich zwei Drittligameister der letzten Saison zugelost bekommen. Zudem schloss der BVB 2 punktgleich mit Aldekerk ab. Somit tummeln sich im oberen Drittel erstmal drei absolute Topteams der 3. Liga. Wir könnten in allen Etagen der Liga eine spannende Saison erleben.
Wo wird die ISV am Ende der Saison stehen?
Zaletel: Unser Ziel ist grundsätzlich, erst mal ausreichend Punkte zu sammeln, um sportlich den Klassenerhalt zu erreichen. Darüber hinaus möchten wir natürlich sehr gern durch eine authentische Spielweise die Zuschauer mitnehmen und die aktuelle Euphorie maximal lange aufrecht halten.